
Was für ein Leben!
Esther Schreier (geb. Schiff) s'l
28. 9. 1916 - 6. Mai 2005
Nachdem ihr Mann Israel (Issi) vor zehn Jahren starb, kam
JKV-Mitglied
Esther kaum mehr in
den Verein, dessen Veranstaltungen sie stets gemeinsam besucht hatten.
Unvergesslich der Tag, an
dem Israels Religionsminister a.D. Abraham Burg über sein Leben und drei
benachbarte Brüder
aus Dresden, der Stadt gemeinsamer Kindheit, sprach. Einer ist Kommunist
geworden, sagte er tadelnd,
und Issi hob die Hand: »Das bin ich.« Da lachte Esther in sich hinein,
diese kleine, belesene
Frau, a mensch im jiddischen Sinne des Wortes, eine Mame nicht nur für
ihre Kinder und Enkel.
Was für ein Leben! Die religiösen Eltern flohen vor Pogromen aus Lettland
bis London, wo Esther
geboren wurde. Sie wollten nach Amerika und gelangten nach Belgien. In
Antwerpen arbeitete
Esther später als Pelznäherin und Diamantenschleiferin, lernte den
geflüchteten kommunistischen
Juden Israel kennen, ihren künftigen Mann. Beide kämpften in der
belgischen Résistance gegen die
deutschen Okkupanten. Sohn Peter wurde in Brüssel geboren.
Nach dem Krieg
rief die Vaterstadt
Dresden. Hier kam Martin zur Welt. Zur nächsten Lebensstation wurde Meissen. Esther war hier
Stellvertretende Kreisratsvorsitzende für Handel und Versorgung und nutzte
ihre Autorität auch,
um Menschen zu helfen, die politische oder andere Probleme hatten.
Mit dem
Rentenalter ging es
weiter nach Berlin, wo die Söhne bereits lebten. Geistig vital, doch
körperlich geschwächt, starb
sie am 6. Mai im Krankenhaus an den Folgen ihrer schweren Zuckerkrankheit.
Wir trauern mit der Familie und den Freunden um Esther Schreier, die nach
jüdischem Brauch auf
dem Friedhof Weissensee beigesetzt worden ist.
I.R.
Die Jüdische
Korrespondenz als PDF
haGalil.com - 15-06-2005 |