Zum 60. Todestag:
Alexander Granach
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Von Herschel Wolf
Man denkt doch so recht eigentlich, das eigene
Lesen reiche aus, aber wenn ein Schauspieler wie
Holger Franke (Erfinder und Chef des Berliner
Kindertheaters "Rote Grütze" und Co-Autor "Alles
auf Zucker!") aus Texten vorträgt, hört sich
auch Bekanntes neu an.
So wurde im JKV des 60.
Todestags des großen Schauspielers Alexander
Granach gedacht, indem Franke aus dessen berührendem
Buch »Da geht ein Mensch« las. Viele
der Anwesenden kannten den Text und genossen
den Vortrag um so mehr. Sozusagen als Vorspeise
zum üppigen Hauptgericht trug Irene Runge einen
unbekannten Brief Granachs an Berthold
Viertel aus Privatbesitz vor, der zur Entstehungsgeschichte
eben jenes Buches gehört...
Frau Salka gefielen meine schriftstellerischen
Bemühungen. Sie nahm die ersten 23 Kapitel nach
N. Y. mit und erzählte mir nun, dass auch Sie die
Sachen mögen! Ich brauche Ihnen nicht zu sagen
wie glücklich mich das macht.
Selbstverständlich
würde ich mich sehr freuen persönlich Ihre Meinung
zu hören. Manfred Georg möchte eine Kopie
haben und ich habe keine! (Schöner Schriftsteller!)
ich schreibe ihm mit gleicher Post, dass er sich an
Sie wenden soll. Und jetzt kommt die Bitte: Falls
Georg die Sachen im »Aufbau« bringen will, dann
wäre es grossartig, wenn Sie sie reduzieren, oder
korrigieren oder wie man das »fachmännisch«
sagt.
Es ist selbstverständlich, dass das Buch nicht
als eine »wie ich wurde« Autobiographie gedacht
ist. Viel mehr sollen Freunde und Feinde sehen,
wie das meist »verachtete« Land Galizien, mit den
meist »verachteten« galizinten Menschen aussieht.
Zu den 23 Kapiteln kommen noch 22 hinzu. Berlin
will ich sehen mit denselben Dorfaugen des jiddischen galizinten Bäckerjungen und will mich
hüten vor klugscheisserischem Geplapper.
Abschliessen
möchte ich mit dem Erlebnis in der Sovietunion.
Mit allen Schwierigkeiten : mit der Verhaftung
und Entlassung und dem grossen »Trotzalledem
«! Mit der Bildung der neuen Gesellschaft,
mit den neuen sittlichen und moralischen Begriffen,
mit der grossen Freundschaft zwischen 156
Nationalitäten, wo Kunst und Wissenschaft und
Pädagogik nicht in den Händen der Makler und
Händler ist, sondern vom Volke aus gehen und
dem Volke gehören. Mit einer Regierung von ethischer
Verantwortung und tiefem Wissen und Können.
–
Zur Zeit schreibe ich nicht. Ich spiele meine
erste grosse Rolle in einem Fritz Lang-Film und
bin seit dem »Vatermord« wieder mit einem Regisseur
glücklich.
Berthold Viertel, mein grosser weiser Bruder wenn
meine Sachen Dich ansprechen, so gib mir eine
helfende Hand!
DA
GEHT EIN MENSCH, Rez. v. Monika Kaczek,
david.juden.at
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Kurzbeschreibung von Peter Härtling: Erstmals in einer
ungekürzten Ausgabe der grandiose Roman von einem der größten
expressionistischen Schauspieler.
Alexander Granach beschreibt mit atemberaubendem erzählerischem Talent
seine Kindheit und Jugend in Galizien, seine Karriere als Schauspieler im
Berlin der 20er Jahre und schließlich seine Zeit als österreichischer
Soldat im Ersten Weltkrieg. Das Buch erschien 1945 in einem schwedischen
Exilverlag in deutscher Sprache. Die bislang vorliegenden - stark
gekürzten - Ausgaben erzielten in Deutschland hohe Auflagen.
"Das Buch ist eine der großen deutschen Autobiographien. Es ist weise und
wild, traurig und steckt voller verwandelndem Witz. Es ist klug und
poetisch geschrieben und verrät nur hin und wieder etwas von der Passion,
Werbowitz lebendig zu machen in Berlin, New York und Wien, davon daß
Fremde nicht Heimatlosigkeit bedeutet."
Die Jüdische
Korrespondenz als PDF
haGalil.com - 05-06-2005 |